Ich bin ein sehr kreativer Mensch. Wie viele junge Menschen hatte ich einen Beruf erlernt, der es mir eher ermöglichte meinen Lebensunterhalt zu verdienen, als eines meiner vielen Hobbys zum Beruf zu machen.
So habe ich in meiner Freizeit immer den kreativen Ausgleich gesucht und die unterschiedlichsten Sachen ausprobiert. Irgendwann fing ich dann an für mich Fastnachtskostüme zu nähen. Technisch erst mal mehr schlecht als recht, aber dafür ausgefallen. Dazu gehörten auch kreative Kopfbedeckungen. Hier kam es mir dann zu Gute, dass ich mich bereits mit so vielen unterschiedlichen Techniken mit Materialien beschäftigt hatte. Die Anfragen nach meinen kreativen Kopfbedeckungen folgten, ich meldete ein Kleingewerbe an, freute mich über die Aufträge und die tollen Rückmeldungen und dann kam die Pandemie und die Nachfrage war verständlicher Weise nicht mehr gegeben.
Ich habe schon immer gerne Kopfbedeckungen getragen. Konnte mir nur leider selten die gewünschten Modelle kaufen, weil sie in meiner Größe nicht vorrätig waren. Man kauft ja auch keine Pumps in einer anderen Schuhgröße, nur weil sie einem so gut gefallen.
Nach dem Motto : was nicht passt, wird passend gemacht, widmete ich mich dann den Kopfbedeckungen für den täglichen Gebrauch. Ich kaufte mir Schnittmuster, um mich auszuprobieren. Nur irgendwie sah das bei mir hinterher nie so aus, wie auf den Bildern. Ich fragte mich, was ich falsch mache, was ich ändern muss und habe kurzer Hand entschlossen, die Schnittmuster selbst zu entwerfen und zu berechnen. Dazu finde ich überall im Leben Inspiration: Nützliches oder Schönes für den Alltag, ein schöner Stoff, die Kollektion eines Modedesigners, Informationen von Frauen, was sie gerne hätten oder sogar nicht mögen. Dabei habe ich das Gefühl, mir fehle es für die Umsetzung eher an Zeit, als an Ideen....
Natürlich waren die ersten Entwürfe auch nicht perfekt und es sind sooo viele Modelle in der Tonne gelandet, bis sie für mich so waren, wie ich sie haben wollte. Mir wurde schnell bewusst, dass das Entwerfen und Nähen von Kopfbedeckung eher die Genauigkeit erfordert, wie das Nähen von Unterwäsche. So berechne ich alle meine Schnittmuster auf den Millimeter und nehme mir natürlich auch die Zeit, um den Stoff auch so genau auszuschneiden und zusammen zu nähen. Dabei berücksichtige ich auch, dass sich unterschiedliche Materialien anders verhalten. Das ermöglicht es mir auch schwierige oder nicht gängige Materialien zu verarbeiten.
Wenn ich so mit Maßband, Geodreieck und Taschenrechner am Zeichenbrett sitzt und ein neues Schnittmuster entwerfe oder bei einem neuen Modell die weiteren Größen anfertige, muss ich oft an meine ehemaligen Mathelehrer denken. Wenn die mich so sehen könnten...
Es gibt nichts schöneres, als eine Frau, die „Ihren Hut“ gefunden hat und sich damit toll fühlt.
So habe ich nun mein Hobby zum Beruf gemacht und ich liebe es.
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